Dienstag, 15. Mai 2012

Vorstellung

Hallo ich bin's, Njala. Inzwischen bin ich 29 Jahre alt. So seid fünf oder sechs Jahren schon. Vielleicht auch mehr, das weiß ich grade nicht auswendig. Vermarkten kann man mich also offiziell nicht mehr. Erste Fältchen, Schwangerschaftsstreifen, Pölsterchen hier oder da - ich passe in kein Bild. Jedenfalls in keines das uns von der Mediengesellschaft vorgegeben wird. Aber vielleicht kann ich ja noch was andres außer da sitzen und warten bis der Deckel sich über mir schließt während im Hintergrund scheinheilig in Taschentücher geschnoddert wird, oder warme Luft zum stinken bringen. Vielleicht... kann ich ja Menschen zum Lachen bringen. Oder zum Nachdenken, ihnen den Tag versüßen, ein Lächeln, zumindest ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern, ihr Herz berühren. Alles zusammen wäre natürlich ein äußerst erstrebenswerter Erfolg, mal sehen ob ich da irgendwie ran kommen kann.

Eine Möglichkeit dieses Ziel zu erreichen bestünde darin mich bei der Wahl zur Miss Germany anzumelden. Mit andächtig gefalteten Händen präsentiere ich mich in knappem Bikini auf der Bühne während ich für den Weltfrieden plädiere. Eine Runde später empöre ich mich und werfe der Jury dunkle Machenschaften, Betrug und Diskriminierung vor weil sie ausgerechnet 'mich' nicht mehr dabei haben wollten, die ja offensichtlich nicht mehr der Norm entspricht.

Die Überlegung in die Politik zu gehen und mich auf diese Art für meine Mitmenschen zu engagieren war ebenfalls schon vorhanden, tendenziell hat Politik schon auch etwas komisches an sich. Diesen Gedanken verwarf ich allerdings recht schnell wieder, denn im Gegensatz zur Politik ist der Humor doch das ehrlichere, mir näher liegende Handwerk.

Für Frauen meines Alters besteht natürlich auch die Möglichkeit sich auf dem Esoterikmarkt zu verdingen. Gewagte Thesen aufzustellen und mit Fallbeispielen zu belegen bis mich die Welt als neuen Guru feiert, das könnte ich mir schon gefallen lassen. Was mich bisher davon abschreckt ist der Umstand dass die wenigsten der mir geläufigen Esoteriker auch nur ansatzweise über den Humor verfügen an dem ich so hänge. Und ich wollte den Menschen doch Heiterkeit bringen und nicht sich an Strohhalme Klammernde abzocken.

Auch die Idee nackt durch unser Dorf zu rennen und das Ende der Welt zu verkünden hab ich ganz schnell verworfen. Das würde zwar sicherlich Aufsehen erregen, aber ob die Leute im Ort es tatsächlich auch  spaßig finden? Schließlich habe ich zwei Töchter und die wollen nicht zu zweifelhaftem Ruhm ihrer Mutter wegen gelangen – noch nicht jedenfalls.

Natürlich könnte ich auch Schauspielunterricht nehmen und mich ausschließlich für Komödien engagieren lassen, aber das hebe ich mir als Notfallplan auf, für den Fall, dass es mit der Schreiberei nicht klappt.

Letztendlich dachte ich mir dass man wenn man etwas erreichen will die Dinge bei der Wurzel anpacken muss und schon in der Bibel steht geschrieben: “Am Anfang war das Wort”.
Allein dieser Satz lässt in mir die ulkigsten Bilder entstehen: Hat der liebe Gott sich also im leeren Raum hingestellt und gerufen: “Abrakadabra!” und das sieben Tage lang und danach war der blaue Planet entstanden? Vielleicht hat er sich ja abgewechselt mit “Hokuspokus” oder “Simsalabim”. Wie er das auch gemacht haben mag, die alten Propheten maßen dem Wort schon eine sehr gewichtige Bedeutung bei.

Ah ich schweife ab, wie so oft wenn es was zu erzählen gibt. Thema war ja ein ganz anderes. Naja, ich hab nie tanzen gelernt und auch nicht singen. Meine Gemälde gehören eher in die Kategorie strange Art oder auch unterirdisch. Jeder möchte doch eine Spur auf diesem Planeten, seiner Welt, hinterlassen eh er sich in andere Dimensionen verabschiedet und sei es nur eine ganz kleine. Die meine soll in schwarz auf weiss auf Pergament stehen. Ganz vielleicht steckt ja ein Artwortker in mir, ein Buchstaben Artworker. Wir werden es herausfinden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen