Ich bin ein grauer Fels,
liege am Strand. Ein Liebespaar läuft durch den feinen, weißen Sand
an mir vorbei. Das Knistern zwischen beiden ist auch für mich
deutlich zu spüren. Plötzlich lacht sie auf, rennt ins seichte
Wasser. Wellen umspülen sanft ihre Fesseln, während sie sich bückt,
mit den Händen das kostbare Nass zu fassen versucht und ihn damit
besprengt. Er lässt sich auf das Spiel ein, sie toben ungezwungen,
ausgelassen vor mir herum bis sie kaum noch Kraft haben sich auf den
Beinen zu halten. Dennoch – er trägt sie, küsst salzige Tropfen
auf ihrer Haut. In meinem Rücken finden sie Schutz vor den Stürmen
die vom Meer her aufziehen.
Ich bin ein grauer Fels,
liege am Strand. Die Jahre haben mich mit üppig grüner Haarpracht
aus Moos und Sträuchern beschenkt. Aus zwei wurden viele, die nun
vor mir her gehen, vergnügt spielen und die kühle Erfrischung an
heißen Tagen genießen. Füße hinterlassen nicht nur Spuren im
Sand, nein manchmal klettern die Mutigeren auch an mir entlang,
setzen sich auf mein Haupt des schönen Ausblicks wegen.
Häuser aus hellem Sandstein
schmiegen sich dicht an mich.
Ich bin ein grauer Fels,
liege am Strand. Ein Teil meiner dereinst imposanten Erscheinung hat
sich mit Hilfe von Wind und Wasser mit dem samtenen Ufer vereint.
Mein Haar hat etwas von seiner Pracht eingebüßt, aber noch ist
etwas Grün vorhanden. Zu viele sorgten für ein Ungleich-
gewicht. Die fröhlich
bunten Jollen und Schlauchboote auf dem Meer sind verschwunden,
Bauwerke, die sich einst dicht an dicht drängten und kaum Raum für
Gassen ließen, zu Staub zerfallen. Die See spült Muscheln,
vereinzelt Seesterne an Land. Etwas jedoch ist geblieben und
vielleicht kommt bald erneut ein Paar hier vorbei, schlendert Hand in
Hand mit nackten Füßen in feuchtwarmem Sand. Spürt und erlebt was
Zeit überdauert.