Montag, 7. Oktober 2013

Bizarre Zukunftsvision II - oder warum es vielleicht doch interessant ist wenn in China ein Sack Reis umfällt

Man nehme eine Welt die vergreist. So lautete zumindest eine Schlagzeile, die mir neulich ins Auge fiel. Wohin also am Günstigsten mit all den Menschen, die dem verbliebenen Rest solche Schwierigkeiten bereiten? Genau, nach China! Dort leben viele fleissige Menschen, die hart im Nehmen und froh und dankbar auch für Billiglohnjobs sind, ganz im Gegensatz zu uns verwöhnten Deutschen. So stampft man ein Altenheim sicher für die Hälfte der Kosten, die man hierzulande aufwenden müsste aus dem Boden - und bekommt es dazu noch in den Farben seiner Wahl.
Die eingesparte Summe jedenfalls kann man ja auf die hohe Kante legen.
Personalkosten sind in China sicher noch immer um ein zehnfaches günstiger als hierzulande. Damit ködern wir die Kassen, damit sie auch noch die Überfahrt, den Überflug finanzieren.
Wie wir die ganzen Alten nach China bekommen? Oh dafür wird natürlich die Familie eingespannt:
'Opa wolltest du nicht immer mal nach China? Auf den Spuren des großen Marc O Polo wandeln?'
'Du ich hab hier ne tolle Kaffeefahrt für dich gefunden Omi!'
Am Hafen/Flughafen gibts dann eine herzliche Verabschiedung und ihr dürft euren Enkeln später evtl. erklären, warum der Opa auf dem Schiff so verdattert guckt, so scheinbar gar nicht erfreut über die nahende Kreuzigungsfahrt, oder den Flug ins Bermuda Dreieck. Hatte aber auch wirklich keinen Abenteuergeist, der Oppa.
Und Omi kam von ihrer Kaffefahrt irgendwie komischerweise nie wieder.
In China indes freut man sich so, dass man für wenig Geld europäische Hintern blankputzen darf, dass die, die bei der Ankunft noch am Leben sind mit Blumenketten und einem kleinen Umtrunk begrüßt werden. Punsch mit Ko-Tropfen. Das verschafft Zeit, die, die's nicht geschafft haben angemessen zu entsorgen und da Bürokratie in keinem Land, wie dem Unsren dermaßen groß geschrieben wird, zahlen die Kassen noch ein halbes, bis dreiviertel Jahr die Unterbringungs- und Versorgungskosten.
Von all dem Geld auf der hohen Kante wird das Heim dann in eine 7Sterne Kurklinik für russische Millionäre umgewandelt, die zu Werbezwecken abfotografiert und auf Hochglanzflyern gedruckt nach Deutschland geschickt wird.
Die Alten jedoch haben davon nix mehr, die wohnen inzwischen gemütlich in Containern, die die Hafenmeisterei ausgemustert hat.
Also falls es euch irgendwann mal wieder juckt zu sagen: Das interessiert mich grad so viel als wenn in China ein Sack Reis umfällt: Es könnte der Milchreis sein, der eurer Mutter, eurem Großvater oder eurer Tante zum Abendessen hätte serviert werden sollen.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Ethik und so...

Das Praktikum ist nu vorbei und gestaltete sich lehrreich. Man sollte nich meinen wie viele Kämpfe man so mit sich ausfechten kann innerhalb von ein paar Stunden. Oder gar viele Bücher man schon schreiben könnte über das Leben anderer Menschen.
Mein Eindruck: Wir hören einander überhaupt nicht mehr zu, oder genau hin. Das ist schade, denn es verliert sich so viel an Geschichte, an Hintergrundinfo oder manchmal auch an echter Emotion.
Bauchgrimmen verschaffte mir die Feststellung, dass viele Familien sich in einer besonderen Sache angleichen, so dass nach außen hin der Eindruck entstehen könnte, das sei NORMAL so. Ich spreche hier insbesondere von finanziellen Aspekten. Da werden Immobilien überschrieben, verkauft und die eigenen Eltern allein gelassen. Wieso darf man denn wenn nix mehr zu holen ist nicht auch im Kreis seiner Familie in Würde alt werden? Das ist so schockierend!
Das Verhalten derer, denen man eigentlich vertrauen können sollte zieht den Menschen noch mehr herunter.
Es gibt Dinge die ich nachvollziehen kann: Wenn jemand keine Angehörigen mehr hat und sich selbst in Gefahr bringt, dann ist er in einem Pflegeheim gut aufgehoben.
Aber den Menschen, der einen aufgezogen hat, einem eine solide Basis fürs eigne Leben geschaffen hat allein lassen?
Ersteres ist irrsinnigerweise viel seltener der Fall.
Ich find's nicht normal alte Menschen zum Sterben abzugeben, nur damit man sich damit selbst nicht auseinandersetzen muss, damit das alles schön weit weg vom selbst passiert. Wir sind ja alle ach so rein und Sterben, das ist ein unangenehmes Thema, das lassen wir schön außen vor. Nein, statt dessen fahren wir lieber noch in Urlaub vom Geld das wir vorher so abgezwackt haben...
Ach mann ... sry aber manchmal könnt ich mich echt vergessen bei den Ungerechtigkeiten, die diese Welt so auffährt...

Habt einen entspannten und schönen Abend!

P.S.: Ich geh niemals in ein Altenheim!

Viele, liebe Grüße,
N.

Donnerstag, 19. September 2013

Schockschwerenot

Hallöle Ihr Lieben,

wie ihr ja wisst befinde ich mich diese Woche im Praktikum im Wohnbereich. Ich weiss gar nicht ob ich euch all die Eindrücke mit gutem Gewissen, und ohne euch Angst zu machen erzählen soll.
Es ist natürlich schlimm zu sehen wenn Hüllen zerfallen und man soll ja bloß nicht denken, der betreffende Mensch bekommt das nicht selbst mit, außer natürlich er leidet stark unter Demenz.
Aber zuzusehen wie diese zerbrechlichen Hüllen dann eilig von einer Seite auf die nächste gerollt werden, nur weil man ja keine Zeit hat, noch andre gewaschen werden wollen, das war schon ganz schön hart. Zusehen zu müssen wie man lapidar einmal an bestimmten verunreinigten Stellen wischte, aber noch Flecken auf der Haut blieben, das hat mich schon ein bisschen wütend gemacht. Dann auch noch die Nahrung aufzwingen - da spiele ich gewiss nicht mit.
Und warum bitte dauert es zwei einhalb Tage bis der Arzt wegen eines verstopften Kathethers anrückt? Verdienen die nichts mehr an Hausbesuchen?
Eines ist jetzt schonmal vollkommen klar: Wenn ich bei der Sache bleibe, dann mach ich es auf meine gewohnte Art: Liebevoll jeden Menschen genau so annehmen wie er ist. Und sauber arbeiten, auch wenn es fünf Minuten mehr Zeit erfordert. Ich rauche ja nicht und muss nicht ständig raus laufen. Auch dem Kaffee kann ich nicht besonders viel abgewinnen und sitzen kann ich genug. Die Zeit investiere ich dann mal lieber in den Mensch, der ja nicht ohne Grund in Pflege ist.
Gelegenheit dazu werde ich jedenfalls haben, denn heute wurde mir von der Einrichtung für die ich arbeite ein Job für ein Jahr angeboten. Hab vorläufig mal zugesagt.
Obwohl meine Ansichten von Pflege und die gängige Praxis so ziemlich auseinander driften.

Wir werden sehen und ich werde berichten!
Habt noch eine schöne Woche!
N.

Montag, 9. September 2013

Blick in die nächste Woche

Hallo ihr Lieben,

momentan bin ich ja in der Betreuung der Tagesgäste eingesetzt. Das klappt hervorragend und macht darüber hinaus auch sehr viel Freude! In der Einrichtung gibt es allerdings auch gelegentlich Engpässe und man wird eben schnell woanders hin geschickt.
Heute mittag durfte ich dann im Wohnbereich Essen anreichen und nebenbei einen Blick auf das werfen, was mich nächste Woche erwartet. Auch wenn ich zuversichtlich bin,  denke ich dass das eine harte Nummer werden wird. Ich mag so ungern Menschen etwas aufzwingen, aber manche muss man beständig animieren. Wo lege ich für mich die Grenze fest zwischen Animation und Zwang? Wie gehe ich damit um angeschrien und geschlagen zu werden? Kann ich das von mir fern halten? Fragen über Fragen.
Es wird sicher sehr spannend werden, aber bis dahin werde ich die Tage in der Betreuung genießen und so viel Konversation als möglich betreiben. Lustigerweise kommen nämlich 4 der Tagesgäste aus unserem Ort, einer sogar aus der selben Straße.

Noch einen wunderschönen Feierabend euch allen!

Donnerstag, 5. September 2013

In guten, wie in schlechten Zeiten....

.. die nachhaltige Bedeutung dieser Worte kann ich jeden Tag erleben und belegen. Denn sobald die schweren Tage beginnen wird der Mensch an und für sich in manchen Fällen lästig und landet nicht selten in einer Einrichtung wie in der, in der ich zur Zeit arbeite.
Doch es gibt auch Funken der Hoffnung. Spärlich zwar aber er ist da, dieser Funke.
Ein älterer Herr, der selbst gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe ist. Er kommt täglich in dem Heim vorbei. Sommer wie Winter, Wochentag wie Feiertag, Mittags und am Abend wieder und reicht seiner Frau das Essen an. Sie braucht sehr lange zum Essen, aber er geht so liebevoll mit ihr um, dass es eine Freude ist hinzusehen. Ich wollte es gäbe mehr Menschen wie ihn.
Darum widme ich ihm auch heute zwei Songs aus Romeo et Juliette, der Liebesgeschichte seid Jahrhunderten überhaupt:
 Les rois du monde



Aimer


....
 Aimer c'est brûler ses nuits
Aimer c'est payer le prix
Et donner un sens à sa vie
Aimer c'est brûler ses nuits



 Habt alle noch einen schönen Abend!