Mittwoch, 4. September 2013

Dritter Tag - Routine?

Auch heute Morgen lief natürlich nichts wie es sein soll. Habe wieder neue Menschen kennengelernt, wurde in einen anderen Bereich geschickt. Sei's drum, bin ja sehr flexibel. Zwischendrin die 'Kurzinfo's' zu den Gästen und Bewohnern. Dann Aufregung - einer der Tagesgäste ist verschwunden - liebte schon immer ausgedehnte Wanderungen. Man schickte zwei Betreuerinnen nach - keine Spur des Mannes. Letzlich konnte nur noch die Polizei informiert werden, aber bis zum Nachmittag blieb der Herr verschwunden. Ich kann es ihm überhaupt nicht verübeln!
Heute half ich wieder die älteren Menschen in den Beschäftigungsraum zu bringen. Es war mal wieder singen angesagt. Nachdem ich nun herausgefunden habe wie dort 'singen' funktioniert werde ich mich erst Recht weiterhin weigern!
Erst sammelt man die Bewohner, bis sie sich beinah stapeln. Dann drückt man jedem ein selbstgemachtes Liederbuch in die Hand. Einige können selbiges nicht mal alleine richtig halten. Dann ertönen Kommandos: 'Die Nummer eins bitte!' Dann ertönt aus dem Cd -Player hinter der Person, die an diesem Tag für die 'Beschäftigung' verantwortlich ist, eine klare schöne Stimme, die die Lieder singt. Einige der älteren Damen und Herren singen mit, der Großteil der Menschen sitzt jedoch regungslos da und hält irgendwann ein Nickerchen.
Wenn die Musik im CD-Spieler verstummt erfolgt ein weiteres Kommando: 'Die Nummer zwei bitte'... Dann gehts weiter mit der Musik aus der Dose. Manchmal bewegt der ein- oder andere Bewohner die Lippen lautlos zur Musik, während andere sich abmühen die Seite umzublättern und mangels Hilfe irgendwann aufgeben. Eine resolute Dame, ehemals Lehrerin, gefiel mir heute sehr gut!
'Die Nummer fünf bitte!'.... Besagte Dame wütend und sehr bestimmt das Liederheft auf den Boden geknallt: 'Oder aber auch nicht!!' Dann die Arme verschränkt und sich ebenfalls angeschickt ein Nickerchen zu machen.
Ach ja, wohl mangels Alternativen wurde der Singkreis nach dem Mittagessen nochmal wiederholt.
Von der oben genannten Ausnahme abgesehen hatten die Bewohner und Gäste jedoch einen ruhigen Tag, viel weniger Drang nach draußen zu gehen. War wohl zu warm.
Ich trinke zu wenig dort merke ich. Gar nicht gut. Während ich den älteren Herrschaften ständig etwas aufschwatze und einschenke, denke ich so gar nicht an mich. Das Ende vom Lied: Kopfschmerzen und unterschwellige Übellaunigkeit. Gut könnte auch an etwas anderem liegen. Praktikanten versucht man ja bekanntlich gern die schwierigeren Fälle zu überantworten. Jene, die gern weglaufen, gern mal den Gang zur Toilette vergessen, langsam gehen, etc, etc. Das Problem ist, nur, dass mich diese Menschen erst ein bis zwei Mal gesehen haben, mich nicht kennen und auch kein Vertrauen zu mir haben. Also wurde ich heute mal von einer Dame gekratzt und eine hat nach mir gehauen. Nein, ich hab nichts getan, wollte sie lediglich zum Gehen auffordern. Aber Dank der Schwellenängste der Bewohnerinnen bin ich nun um ein paar Kratzer und blaue Flecke reicher. Ende vom Lied war, dass die 'Alteingesessenen' dann doch selbst gehen mussten und mir dann entschuldigend erklärten was ich eigentlich schon vorher gesagt hab. Egal - auch sie lernen ja durch Erfahrung. Obwohl - sowas zieht sich eigentlich bisher durch all meine Praktika.
Es wird also weiter spannend bleiben!

Viele, liebe Grüße und einen tollen Feierabend für euch alle!
N.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen