Montag, 2. September 2013

Ich sags meiner Mutter - first Impressions

Da war er nun, der erste Tag im Altenheim.  Erst steht man ziemlich blöd rum, weil man sich gern nützlich machen möcht, aber nichtmal weiß wo genau die Teller und Tassen, oder auch das Besteck stehn. Es hat den Touch eines grenzdebil lächelnden Eichhörnchens, dem man hier und da ein paar Nüsschen hinwirft, die es dankbar aufnimmt und wegschließt. Natürlich hat jede Kleingruppe ihr eigenes und nur für sie zum Gebrauch bestimmtes Geschirr.  Wenigstens ein bisschen nützlich machen konnte ich mich dann irgendwann doch.
Wahrscheinlich wird mich, wenn es tatsächlich wie angekündigt so ist, dass man jeden Morgen beim Frühstück Stadt, Land, Fluss, in etwas gekürzter Form spielt. in genau diesem Spiel so bald niemand mehr schlagen können. Überhaupt find ich das eine sehr, sehr nervige Angelegenheit beim Frühstück.
Sobald den Bewohnern nämlich was einfällt, das passt rufen sie's über den Tisch - ob dabei noch Essen halb zerkaut den Weg aus ihrem Mund über die Butter findet... nun ja. ich sehe ja ein, dass Gehirnjogging wichtig ist, aber beim Essen - mei da hätte ich mich an Stelle der Bewohner schonmal mächtig beschwert.
Die Attraktion der Einrichtung ist ein Mini Fitness Center mit echt gutem Gerät. Eine total tolle Sache um die Mobilität der Bewohner zu erhalten, die auch absolut angenommen und beliebt ist, aber nur zwei Mal pro Woche zugänglich und dann natürlich total überlaufen ist.
Viele der Bewohner karren sich selbst bloss noch von Mahlzeit zu Mahlzeit und wollen zwischendrin ein ruhiges Plätzchen zum Nickerchen machen. Dann soll man Animateur spielen und sie auffordern... heute war eine der Bewohnerinnen bockig, das fand ich sehr lustig weil ich nämlich der Ansicht bin, man sollte schon die Wünsche der Menschen berücksichtigen.
Die Struktur in der Tagespflege ist nervend eng geschnitten. Zum Frühstücken bleibt noch die meiste Zeit, da alle erst nacheinander eintreffen, manche auch erst gegen 9. Aber Mittagessen gibts Punkt 12 und das wird auch recht flott abgehakt, denn spätestens um drei gibts wieder Kaffee und Kuchen. Hat den Nachteil, dass der Kaffe dann um viere, wenn man so richtig Lust drauf hat schon wieder kalt ist und auch kein frischer gekocht wird.
Aber hey, da wartet ja auch schon der Bus, der die Leute wieder nach Hause bringt. Viele können das gar nicht abwarten da raus zu kommen, fragen immer wieder ob der Fahrer sie schon aufgerufen hat.
Das Thema Demenz rollt in großen Schritten auf mich zu. Habe mir sagen lassen, dass erkrankte Menschen sogar Schwierigkeiten mit ihrem Spiegelbild, oder Photos bekommen können, je nachdem in welcher Phase sie stecken. Sie sehen sich dann so wie sie als Junge Frau, oder als Kind waren und erkennen dann in diesen Phasen manchmal auch enge Angehörige nicht wieder.
'Ich sags meiner Mutter' ist ein Satz, den eine der Bewohnerinnen immer wieder wiederholt, auch wenn er gar nicht unbedingt passt. Im Dialog erzählt sie sehr respektvoll und liebevoll von ihrer Mutter, das fand ich sehr, sehr schön.
Mein vorläufiges Fazit: Also ich möcht nicht in einem Altenheim untergebracht sein, auch wenn es so wie dieses hier noch so sauber überall blitzt und blinkt. Ob ich dort über einen längeren Zeitraum gut arbeiten kann? Das werd ich noch herausfinden.

Viele, liebe Grüße und noch einen tollen Start in die neue Woche!
N.

2 Kommentare:

rheinland-blogger hat gesagt…

Hallo Njala,
hoch interessanter Bericht. Stadt-Land-Fluss beim Essen zu spielen, halte ich auch für vollkommen überdreht. Den Bespaßer für alte Leute zu spielen, halte ich für sehr schwierig. Ich habe ja schon Probleme, bei Kindern den Bespaßer zu spielen (wobei ich aber ein sehr schlechter Unterhalter bin). Das Thema interessiert mich u.a., weil mein geistig behinderter Schwager in einem Behindertenwohnheim untergebracht ist; außerdem ist mein bester Fahrradkumpel Geschäftsführer bei der Caritas; dann habe ich die Pflegeberufe schon einmal in meinen Posts thematisiert, da Pflegenotstand herrscht und da Altenpfleger dem Niedriglohnsektor zuzuordnen sind. Bitte verstehe mich da nicht falsch, dass ich Dir die Zufriedenheit in Deinem Job kaputt reden will.

Gruß aus dem Rheinland ins Saarland
Dieter

Njala hat gesagt…

Hallo Dieter und lieben Dank für deinen Kommentar!
Du darfst hier so offen schreiben wie du magst, da hab ich nun wirklich nichts gegen! Und kaputt reden kann mir das niemand denn irgendwie hab ich das noch ganz leise Gefühl, genau da gehöre ich hin.

Viele liebe Grüße zurück!
N.

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