Mittwoch, 29. Mai 2013

Resümee meines Praktikums

Die vier Wochen vergingen wie im Fluge und verschiedene Eindrücke konnte ich in dieser Zeit gewinnen, wovon ich einiges hier für euch und mich festhalten möchte.

Ärzte scheinen sich inzwischen schwer zu tun, mit Angehörigen Klartext sprechen zu wollen. Nicht jeder Mensch hat eine Ahnung was der Begriff 'palliativ' am Ende tatsächlich bedeutet. Eine Abschlussdiagnose in verständlichem Deutsch sollte eigentlich Pflichtübung sein. Schließlich haben die wenigsten Menschen sich intensiv genug mit medizinischen Fachbegriffen auseinandergesetzt um die Krankenblätter auch verstehen zu können. Drumherumgerede weil niemand die Verantwortung übernehmen möcht den Stand der Dinge mitzuteilen ist einfach gemein.
Angehörige in Tränen ausbrechen zu sehen, die Trauer, Wut und Hilflosigkeit mitzuerleben - das war ganz schön hart.

Es gibt Menschen, die dürft es nicht geben. Sie schrecken des Geldes wegen vor nichts zurück und machen es einem dazu noch schwer den Hilfebedürftigen die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die diese eigentlich benötigen. Insbesondere ältere Menschen, die keine Angehörigen mehr haben werden gern Opfer solcher Subjekte. Es geht um Wertgegestände wie Auto's, Gemälde, sogar ganze Immobilien. Aber um den Menschen, dem diese Dinge gehören geht es nicht.
Mitzuerleben wie man Menschen verhungern und verdursten lassen wollte nur um schneller an's vor Jahren versprochene Erbe zu gelangen - das war extrem skurril.

Manchmal aber da haben ältere Menschen auch Glück. Sie haben Angehörige oder Bekannte die sich gut kümmern und versuchen ihnen so gut als es möglich ist zu helfen. Kein noch so ausgefallener Wunsch wird ausgeschlagen, auf alle Eigenheiten im Rahmen der Möglichkeiten Rücksicht genommen. Diese Menschen sind dankbar für das was man tut, ob es ums waschen, cremen oder nur um eine Tasse Kaffe geht.
Das Gefühl willkommen und nützlich für diese Menschen zu sein - das war einfach großartig.

Nun ist eine kleine Weile Pause und dann wird es wohl weitergehen, wieder mit einem Praktikum, dieses Mal in einer stationären Einrichtung. Aber - wenn alles gut geht wird mich der Pflegedienst bei dem ich dieses Praktikum nun absolviert habe im Oktober zur Ausbildung übernehmen.

Jetzt muss ich nur noch mein Gewicht ein bissi auf die Kette kriegen.

Euch noch einen wundertollen Tag, mit besonders schönen Eindrücken!

Viele, liebe Grüße,
N.

2 Kommentare:

rheinland-blogger hat gesagt…

Hallo Njala,
Kompliment für Deinen hochinteressanten Bericht. Palliativmedizin setze ich damit gleich, dass die Wahrscheinlichkeit zu sterben relativ hoch ist. Solch einen Job zu machen und solche Menschen zu betreuen, stelle ich mir extrem hart vor. Kompliment, dass Du so etwas durchgehalten hast und dass Dich so etwas auch erfüllt. Dass es Menschen im Umfeld der Patienten auf Geld, Erbe usw. abgesehen haben, hat mich sehr betroffen gemacht. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf ist mir da durch den Kopf gegangen (Zitat Hobbes).

Wünsche noch einen schönen Abend
Dieter

Njala hat gesagt…

Hallo Dieter,

du liegst richtig. Palliativmedizin beschäftigt sich mit unheilbaren Krankheiten. Die Behandlung besteht da wohl zumeist aus Schmerztherapie und dem Warten auf's unvermeidliche Ende.
Die andre Geschichte ist der Hammer schlechthin gewesen. Zumal wenn man bedenkt, dass das kein Einzelfall ist.
Ein sehr treffendes Zitat!

Viele, liebe Grüße,
N.

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